Wir haben die Chance, Unterrichtsinhalte mitzugestalten

[Dieses Interview ist erschienen im aktuellen Magazin »Kirchenmusik in Westfalen]

Nach der langen Corona-Online-Phase kehrt langsam wieder Leben in die Räume der Ev. Pop-Akademie in Witten zurück. Es gibt wieder Unterricht in Präsenz, es wird wieder miteinander musiziert und Studierende kommen zum Üben in die Wittener Ruhrstraße. Wir treffen Immanuel Mauz im Bandkeller der Pop-Akademie, wo er für uns kurz seine Arbeit an den Sounds einer Musikproduktion unterbricht.

KMM: Hallo Immanuel, der Studiengang Master Kirchenmusik Popular ist ja ganz neu. Du gehörst zu den ersten Studierenden in diesem Studium. Fühlst Du Dich dabei wie ein Versuchskaninchen?

Immanuel: So würde ich es nicht unbedingt sagen. Klar: Die theoretischen Formulierungen der Studienordnung müssen sich erst einmal in der Praxis beweisen. Erst durch die praktische Erprobung bekommt so ein Programm seinen letzten Feinschliff. Und da kommt es natürlich ab und an zu Unklarheiten oder auch Ungewissheiten. Denn wir können z.B. auf keine Erfahrungen vorausgegangener Kommilitonen zurückgreifen. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass meine Ausbildung darunter leidet. Im Gegenteil: Wir haben die Chance, Unterrichtsinhalte mitzugestalten und das Hochschulleben zu prägen. Das ist sehr spannend und wir schätzen den guten Austausch mit der Hochschulleitung in Witten.

KMM: Du hast ja bereits Dein Bachelorstudium Kirchenmusik Popular hier in Witten absolviert. Nun bist Du im 2. Semester Deines Masterstudiums. Welche Themen interessieren Dich im Master am meisten?

Immanuel: Am meisten Spaß habe ich an der Weiterentwicklung meiner künstlerischen Fähigkeiten, vor allem am Klavier, aber auch an der Gitarre und als Sänger. Ich merke, wie ich mich dabei nochmal stärker als Person und als Künstler weiterentwickeln kann. Ich habe aber auch sehr viel Spaß am Thema Produktion, an der Anwendung von Keyboards und Sounds und am Komponieren und Arrangieren.

KMM: Wozu braucht es eigentlich dieses Aufbaustudium? Habt Ihr im Bachelorstudium nicht bereits genug für die Praxis als Kirchenmusiker/in gelernt?

Immanuel: Der Master gibt mir und meinen Kommilitonen vor allem die Möglichkeit, auf manche Bereiche noch intensiver einzugehen, durch Dozentenwechsel andere Herangehensweisen und Philosophien kennenzulernen und sowohl musikalisch als auch menschlich weiter zu reifen. Ich denke schon, dass die Bachelorausbildung für die Kirchenmusikpraxis ausreicht. Das beweisen auch meine Kommilitonen, die schon in „freier Wildbahn“ leben. Ich persönlich wollte aber im Alter von 22 Jahren noch nicht in die Festanstellung einer Gemeinde, sondern noch mehr lernen und mich musikalisch weiterentwickeln. Mein Horizont hat sich jetzt allein nach 2 Semestern Master nochmal erheblich erweitert und ich habe ganz neue Blickwinkel auf die Musik kennengelernt, die die Entscheidung jetzt schon wert waren. Und ganz nebenbei: Als erste Bachelorabsolventen, die wir vor viereinhalb Jahren als kleine Truppe angefangen haben, genießen und erfreuen wir uns auch am ständig wachsenden Hochschulleben.

KMM: Wie ist es für Dich, an einer Hochschule mit zwei weit auseinanderliegenden Standorten, Witten und Herford, zu studieren? Du studierst ja in der Pop-Abteilung in Witten. Bekommst Du vom Klassik-Studium in Herford auch etwas mit?

Immanuel: Nicht mehr sehr viel, leider. Als ich, und damit auch der Pop-Bachelorstudiengang, 2016 angefangen habe, hatten wir regelmäßig Blockseminare oder Projekte in Herford oder Herforder Besuch in Witten. Meine Aufnahmeprüfung fand sogar noch in Herford statt. Über die Jahre hat sich das aber auch aufgrund der räumlichen Trennung immer mehr reduziert und mit Corona wurde es natürlich auch nicht einfacher, als z.B. unsere gemeinsamen Chortage ausfallen mussten. Es fällt schwer, sich als gemeinsame Hochschule zu fühlen. Trotzdem werde ich einige tolle gemeinsame Erlebnisse sowie Kontakte und Bekanntschaften mitnehmen und in Erinnerung behalten. Ich wünsche mir für die Zukunft, dass die beiden Studiengänge möglichst an einem Ort zusammenkommen werden und zukünftige Studenten von der Gemeinschaft, dem Austausch und der Ergänzung durch den jeweils anderen Studiengang voneinander lernen und profitieren können.

KMM: Wir danken Dir für dieses Interview und wünsche Dir für den weiteren Verlauf Deines Studiums alles Gute.

 

[Das Interview führte Hartmut Naumann]